Entstehung und Wachstum der Favelas in Rio de Janeiro

Erste Favela
1897 errichteten ehemalige Söldner, die im Krieg von Canudos in Bahia gegen Aufständische gekämpft hatten, eine Hüttensiedlung auf dem „Morro da Providência“ unweit des Kriegsministeriums, um die von der Regierung versprochene Landvergabe einzufordern.

Gründe
In den Jahren von 1902 bis 1906 wurde das Zentrum Rio de Janeiros mit dem Ziel der Schaffung einer modernen Hauptstadt für die neugegründete Republik radikal umgestaltet, was zur massenhaften Zerstörung preiswerter Mietwohnungen führte.
Der Großteil der vertriebenen Bevölkerung begann die über das Stadtgebiet verstreuten Hügel („morros“) zu besetzen, womit der Beginn des Favelawachstums in Rio de Janeiro markiert wurde. Seitdem breiten sich die Favelas entlang der Expansionslinien der formellen Stadtentwicklung aus.

Providencia

Ausmaß

Nach dem aktualisierten Favela-Kataster der Stadtplanungsbehörde IPLANRIO gab es 1997 im Munizip von Rio de Janeiro 608 Favelas mit knapp einer Million Einwohnern, was 17 Prozent der städtischen Gesamtbevölkerung entspricht. Nach Meinung von Favela- Experten neigen die Daten von IPLANRIO dazu, das quantitative Ausmaß der Favela- Problems unterzubewerten. Trotz der Schwierigkeiten bei der statistischen Erfassung besteht kein Zweifel daran, dass die Bevölkerung der Favelas in den vergangenen Jahrzehnten absolut und auch im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von Rio de Janeiro stetig zugenommen hat.

Sto. Antonio 1914

Struktur

Als illegale, durch Landbesetzungen entstandene Siedlungen haben die Favelas keinen rechtlichen Anspruch auf Versorgung mit grundlegenden städtischen Dienstleistungen. Deshalb gibt es in den meisten Favelas, zumindest in den ersten Jahren nach ihrer Entstehung, nur selten fließendes Wasser, Kanalisation und keine befestigten Strassen. Ein weiterer Problembereich der Favelas ist das Fehlen sozialer Einrichtungen (Kindergärten, Schulen, Arztposten).


Politik

Ein kaum lösbares Problem der Favelas in Rio de Janeiro ist ihre Unterwanderung durch Drogenbanden, die die Siedlungen als Operationsbasis und Schutzschild missbrauchen. Ohne Zustimmung der jeweiligen Drogenbosse in den Favelas wäre eine Neustrukturierung nicht möglich.

1920

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